29 Nov 2023 von Konturek Barbara

Reflexion für eine nachhaltige Zukunft: Der Action for Sustainable Future hub zieht Bilanz

Sechs Projekte arbeiteten zwei Jahre an nachhaltigen Transformationsprozessen in der Gesellschaft. Nun präsentieren sie die Ergebnisse und neue Beteiligungsmöglichkeiten.

Gemeinsam Gesellschaft nachhaltig gestalten: Unter diesem Motto arbeiteten Aktivist:innen aus der Zivilgesellschaft, Künstler:innen und Wissenschaftler:innen zwei Jahre lang an dringend notwendigen nachhaltigen Transformationsprozessen in der Gesellschaft. Ermöglicht wurde diese innovative Zusammenarbeit durch das Open Innovation in Science Impact Lab „Action for Sustainable Future (ASF) hub“, das gemeinsam vom LBG Open Innovation in Science Center und der Universität für angewandte Kunst Wien getragen wurde und im Dezember 2023 endet.

Das Innovationslabor förderte in den vergangenen zwei Jahren sechs Projekte an der Schnittstelle von Kunst, Wissenschaft und Gesellschaft, die sich aus unterschiedlichen Perspektiven mit nachhaltiger Entwicklung im Sinne der UN-Entwicklungsziele 2030 auseinandersetzten. Alle Projekte arbeiteten dabei partizipativ: In enger Zusammenarbeit stießen Bürger:innen, Künstler:innen und Wissenschaftler:innen zahlreiche nachhaltige Transformationsprozesse in der Gesellschaft an, schufen neue Beteiligungsmöglichkeiten für Bürger:innen und entwickelten konkrete Lösungen mit hoher gesellschaftlicher Relevanz.

„Gerade im Bereich großer gesellschaftlicher Herausforderungen wie dem Klimawandel oder dem Thema Inklusion ist ein produktives Zusammenwirken von Forschung und Gesellschaft wichtig, um unterschiedliche Perspektiven und Wissensformen in die Forschung mit aufzunehmen und gemeinsam Lösungen zu erarbeiten“, betont Dr.in Dorothea Born, Koordinatorin des ASF hub, die Bedeutung der interdisziplinären Zusammenarbeit. „Jetzt nach zwei Jahren erfolgreicher Zusammenarbeit können wir sagen: Es lohnt sich diese Wege der Kooperation auszuprobieren. Alle Projekte haben viele Menschen berührt, beeinflusst und begeistert und ihre Ideen werden weiter getragen.“

Projekte gestalteten nachhaltige Transformation der Gesellschaft

Die sechs ausgewählten Schlüsselprojekte des OIS Impact Labs beschäftigten sich aus sehr unterschiedlichen Perspektiven mit dem Thema Nachhaltigkeit: mit der Einbindung von gesellschaftlichen Randgruppen, der Auseinandersetzung mit Kinder- und Menschenrechten, der zunehmenden Flächenversiegelung und Möglichkeiten der nachhaltigen Ressourcennutzung.

  • Das Projekt Refiction Radio nutzte das Medium Radio als „sozialen Ort der Begegnung“ und ließ darüber jene Menschen zu Wort kommen, die im öffentlichen Raum oft kein Gehör finden. Die beiden Redaktionen auf Lesbos und in Granz haben über die zwei Jahre an Kontur gewonnen und sind zu eigenständigen Teams herangereift.
  • Im Projekt Human Rights Space gestalteten über 200 Kinder und Jugendliche gemeinsam mit Wissenschaftler:innen und Künstler:innen eine interaktive und barrierefreie Ausstellung zu Kinderrechten, den Human Rights Space, in der sich Kinder und Jugendliche mit Menschenrechten auseinandersetzen können. Das Projekt hat gezeigt, wie Partizipation und Inklusion gelebt werden und welchen Mehrwert dies für alle Beteiligten und die Gesellschaft hat.
  • Auch das Projekt Mach’s Auf baute gesellschaftliche Barrieren ab und öffnete Hacker- und Repairspaces für Gehörlose, die dort ihre kreativen und technischen Fähigkeiten ausleben während Hörende sich zunehmend für Gebärdensprache begeistern. Gemeinsam entwickelte das Projekt die erste Meta-Suchmaschine für Gebärden der Österreichischen Gebärdensprache, mit rund 70.000 Gebärdenvideos. Diese vielfältige Community wird nun nach Mach’s Auf in dem neuen Verein Gebärenverse nachhaltig weitergeführt.
  • Mit einer anderen Form des Recyclings beschäftigte sich das Wurmhotel. In Wien errichtete das Projekt fünf Kompostiersysteme an verschiedenen Standorten und unterstützte die Menschen vor Ort bei der Bildung von Kompostgemeinschaften. Mehr als 50 Haushalte beteiligten sich, die insgesamt fast 5000 kg Biomüll an ca. 80.000 Kompostwürmer fütterten, die diesen in 500 kg wertvollen Dünger verwandelten.
  • Das Projekt Wiener Sukzession hingegen beschäftigte sich mit Asphalt-Loch-Kunst, Wildwuchs und Stadtbegrünung. Mit partizipativ-künstlerischen Prozessen wurden neue Möglichkeiten der Entsiegelung ausgelotet.
  • Im Projekt Zukunftsrat Verkehr waren Bürger:innen dazu aufgerufen, neue Wege zum Erreichen der Klimaziele zu entwickeln. Ein neu gegründeter Bürger:innenrat, bestehend aus Anwohner:innen aus Ostösterreich, entwickelte über zwei Jahre gemeinsam ein nachhaltiges Verkehrskonzept für die gesamte Ostregion.

Experimenteller Prozess der transdisziplinären Zusammenarbeit

Um nachhaltige Transformationsprozesse zu gestalten, die auch von der Gesellschaft mitgetragen werden, ermöglichte der ASF hub neue Wege der Einbindung. So wurde der Großteil der Projekte von Bürger:innen initiiert, die bedarfsbezogen von künstlerischen und wissenschaftlichen Expert:innen begleitet wurden.

„Wir wollten bei den Projekten des ASF hub den Prozess der Einbindung einfach mal umdrehen und Bürger:innen die Möglichkeit gegeben, Forscher:innen und Künstler:innen in die Umsetzung ihrer Anliegen einzubinden. Das war uns besonders wichtig, weil wir dadurch das gesellschaftliche Bewusstsein für nachhaltige Entwicklung ein Stück mit stärken konnten“, so Born über den experimentellen Prozess, der durch den ASF hub begleitet und beforscht wurde.

Die Ergebnisse der Begleitforschung haben gezeigt, dass das Führen und Initiieren von Projekten für zivilgesellschaftliche Aktivist:innen nicht nur bereichernd sondern teilweise auch herausfordernd war. Initiator:innen der Projekte haben oft beschrieben, dass es für sie wichtig gewesen sei, ihre Ideen an eine Community abzugeben. Die Einbindung von Künstler:innen hingegen wurde von allen Beteiligten als horizonterweiternd empfunden. Einige Mitglieder aus den Projekten sind dabei selbst künstlerisch aktiv geworden.

Reflexion zu nachhaltiger Entwicklung bei Abschlussveranstaltung

Mehr Einblicke in die Arbeit, Erkenntnisse und Ergebnisse der Schlüsselprojekte bietet die öffentliche Abschlussveranstaltung am 29. November 2023 im Café Exchange in der Kassenhalle der ehemaligen Otto Wagner Postsparkasse. Nach zwei Jahren gemeinsamer Arbeit an Beteiligungsmöglichkeiten für die Gestaltung einer nachhaltigeren Zukunft blicken die Projekte zurück und nach vorne: Im Rahmen einer interaktiven Mini-Ausstellung laden sie dazu ein, die Ergebnisse und Erkenntnisse der Projektteams zu diskutieren. Die Veranstaltung wird auch künstlerische Forschung in den Fokus rücken, die in einem einzigartigen Kunstwerk mündet. Dieses Kunstwerk wird den Übergang von der Reflexion zur Feier symbolisieren und die kreative Energie der Zusammenarbeit im ASFhub verkörpern. Mehr Informationen zur Abschlussveranstaltung finden sich unter https://ois.lbg.ac.at/events/reflexion-mit-polsterparty-fuer-eine-nachhaltige-zukunft/ 

Über den ASFhub

Der Action for Sustainable Future (ASF) hub ist eine Kooperation und ein Innovationslabor, das von der Universität für angewandte Kunst Wien und dem Open Innovation in Science Center der Ludwig Boltzmann Gesellschaft getragen wird. Der ASFhub bringt Aktivist:innen aus der Zivilgesellschaft, Künstler:innen und Wissenschaftler:innen zusammen, um gemeinsam an Lösungen für eine nachhaltigere Zukunft zu arbeiten und nachhaltige Transformationsprozesse in der Gesellschaft voranzutreiben. Weitere Informationen finden Sie unter asf.uni-ak.ac.at

a. (c) Christine Fischler