Wege durch die Covid-Krise von psychosozialen Angeboten für Kinder und Familien

Lernen aus der Krise

Thema
Psychische Gesundheit
Schwerpunkt
Corona-Pandemie; psychosoziale Versorgungsangebote
Methode
Befragung
Laufzeit
Mai 2020 - November 2020
Status
abgeschlossen
Ort
Österreich
Förderschiene
OIS Enrichment Fund

Worum geht es im Projekt?

Währender der Covid-19-Pandemie wurden bisher selbstverständliche, notwendige psychosoziale Versorgungsangebote zurückgestellt. Für psychosoziale Dienstleistungen ist es jedoch besonders wichtig, direkt mit den Menschen, die sie in Anspruch nehmen, zusammenzuarbeiten. Das trifft auch und in besonderem Maße auf Dienste zu, die mit Kindern und Jugendlichen und deren Familien arbeiten. Wenn es um die Verhinderung von Gewalt, Vernachlässigung oder anderen Schädigungen von Kindern geht, sind speziell aufsuchende Angebote besonders relevant.
Wie sich diese Versorgungsstrukturen von Familien und Kindern verändert haben, das untersuchte das Projekt und erarbeitete basierend darauf Handlungsempfehlungen für zukünftige Krisensituationen.

Was ist das Ziel des Projekts?

Ziel des Projekts war die Erhebung der Veränderungen in der Versorgungsstruktur von Kindern und Familien sowie das Erarbeiten von Handlungsempfehlungen für zukünftige ähnliche Krisensituationen.

Im Speziellen erlauben die Ergebnisse dieser Studie (1) Lehren für eine zeitgemäße Adaptierung der Angebote nach der Krise zu gewinnen, (2) psychosoziale Probleme, die sich aus der aktuell veränderten Versorgungssituation für Klient:innen ergeben können, zu erkennen und Lösungsmöglichkeiten vorzuschlagen, und (3) Empfehlungen für den Umgang mit ähnlichen Krisen in der Zukunft zu entwickeln, um den Unterstützungsbedarf von Klient:innen möglichst adäquat und sicher abzudecken.

Durch die Teilnahme am Forschungsprojekt erhalten die Fachkräfte die Möglichkeit, über ihre veränderte Arbeitssituation in der psychosozialen Versorgung zu reflektieren und ihre dabei gemachten Erfahrungen „aus erster Hand“ zu präsentieren, welche in die Erstellung zukünftiger Handlungsempfehlungen miteinfließen.

Wer nimmt am Projekt teil?

Psycholog:innen
Psychotherapeut:innen
Soziolog:innen

Wie werden die Teilnehmer:innen in das Projekt einbezogen?

Fachkräfte (Leitungspersonen und Mitarbeiter:innen), die in den unterschiedlichsten Bereichen der psychosozialen Versorgung tätig waren, wurden in Interviews zu ihren Erfahrungen befragt.

Wie werden die Teilnehmer:innen für das Projekt gewonnen?

Die Rekrutierung von Teilnehmer:innen ausgewählter Angebote erfolgt nach Erstellung einer umfassende Liste der vorhandenen Serviceangebote im Raum Wien und Niederösterreich, per Telefon. Im Rahmen des Erstkontakts wurden Leitungspersonen und/oder potentielle Teilnehmer:innen über die Inhalte und den Ablauf des Forschungsprojekts informiert. Bei bestehendem Interesse an der Teilnahme wurde eine Einverständniserklärung und auf Wunsch der ausgearbeitete Fragenkatalog zur Ansicht vorab zugesendet. Es erfolgte eine Aufklärung über datenschutzrechtliche Bestimmungen und Vertraulichkeit im Umgang mit den erhobenen Daten. Um an der Erhebung teilzunehmen, mussten die Einverständniserklärungen unterschrieben an die Forschungsgruppe DOT zurückgesendet werden.

Was ist das Ergebnis des Projekts?

Im Rahmen des Forschungsprojekts wurde zu drei Erhebungszeitpunkten zwischen März und Oktober 2020 untersucht, wie sich die Pandemie speziell auf Angebote der psychosozialen Versorgung ausgewirkt hat und wie Mitarbeiter:innen und Führungspersonen psychosozialer Einrichtungen die Arbeit unter den veränderten Gegebenheiten erlebten. Die Ergebnisse der Erhebung wurden in einer Publikation und einem Manual für Fachkräfte mit gezielten Handlungsempfehlungen abgebildet.
Die Vorgaben des „Social Distancing“ während der Corona-Pandemie stellten Angebote der psychosozialen Versorgung von Kindern, Jugendlichen und Familien, die traditionell auf persönlichem Kontakt beruhen, in der Durchführung vor neue Herausforderungen. Im Rahmen der Publikation wurden zwei Themenfelder vorgestellt, die sich in der Analyse der ersten beiden Erhebungszeiträume als zentral erwiesen haben: Das Spannungsfeld zwischen dem Schutz der eigenen Gesundheit und der Versorgungssicherheit für Klient:innen und das Belastungserleben von Praktiker:innen in Zusammenhang mit stark veränderten Arbeitsrealitäten in der Sozialen Arbeit und der eigenen Betroffenheit von der Corona-Pandemie. Deutlich wurde das Bestreben der Fachkräfte, trotz schwieriger Rahmenbedingungen unterstützende Angebote während der Krise aufrechtzuerhalten. Es zeigten sich aber auch die Belastung und Überforderung der Praktiker:innen im Feld und es wurde ersichtlich, dass adäquate Rahmenbedingungen sowohl zur Stärkung der psychosozialen Versorgung generell wie auch für die Bewältigung gesellschaftlicher Krisen notwendig sind.
Im Manual Lernen aus der Krise wurden die gemachten Erfahrungen aller Teilnehmer:innen in den Bereichen Arbeiten im Team, Nutzung und Einsatz digitaler Angebote sowie Führung in Krisenzeiten dargestellt und spezielle Handlungsempfehlungen für Fachkräfte etabliert.

Welchen Mehrwert hat das Projekt? Welchen Impact hat das Projekt erzielt?

Die Ergebnisse der Studie stellen fundierte, praktisch relevante und umsetzbare Vorschläge zum Umgang mit aus der Krise entstandenen Problemen sowie für den Umgang mit künftigen Krisen für der Gesellschaft dar und schaffen vor allem Bewusstsein für den Stellenwert der Arbeit in der psychosozialen Versorgung in Österreich.
Durch die Teilnahme am Forschungsprojekt erhielten die Fachkräfte die Möglichkeit, über die veränderte Arbeitssituation in der psychosozialen Versorgung zu reflektieren und von ihren persönlichen Erfahrungen zu berichten. In dem daraus entstandenen Manual wurden die dabei gemachten Erfahrungen der Teilnehmer:innen gesammelt, die Ergebnisse sowie Handlungsempfehlungen kostenlos und öffentlich zugänglich der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt sowie bei Fortbildungsveranstaltungen interessierten Personengruppen präsentiert.
Die praktischen Empfehlungen konnten von den Teilnehmer:innen somit direkt für die Adaptierung ihrer Angebote und Arbeit in der psychosozialen Versorgung übernommen werden.
Durch das Projekt wurde der Eingang der Ergebnisse in zukünftige Service-Planungen und Entwicklungen angestrebt, wozu gezielte Dissemination bei politischen Entscheidungsträger:innen erfolgte. Zudem wurde ein Fachartikel über die Ergebnisse in einer Fachzeitschrift mit freiem Zugang publiziert.

Welche Publikationen sind im Rahmen des Projekts entstanden?

Jesser, A., Mädge, A. L., Maier, C., Hierzer, J., Dörfler, S., Haslinger, M., ... & Schrank, B. (2021). Arbeit in der psychosozialen Versorgung von Kindern, Jugendlichen und Familien während der Covid-19-Pandemie–Ergebnisse einer qualitativen Interviewstudie in Wien und Niederösterreich. Ozs, Österreichische Zeitschrift Für Soziologie, 46(4), 407.

Mädge A.L., Maier C., Hierzer J., Dörfler S., 2021. Lernen aus der Krise - Manual 2021. Forschungsgruppe D.O.T. & Österreichische Liga für Kinder und Jugendgesundheit

Projektleitung

Beate Schrank, Forschungsgruppe DOT

E-Mail icon
orngr.fpuenax@xy.np.ng

Projekt-Website

https://dot.lbg.ac.at/

Kooperationspartner

Österreichische Liga für Kinder- und Jugendgesundheit